#10 Wer billig kauft, kauft doppelt!
Stehen Kaufentscheidungen an, weiche ich hin und wieder bzw. vorzugsweise aus finanziellen Gründen am Ende des Monats, auf die günstigere Variante eines Produkts aus. Warum ich das, mehr als mir lieb ist, oft bereue, lässt sich am Thema Strumpfhose gut veranschaulichen. Kaufe ich eine günstige Stumpfhose, werde ich wie aus Zauberhand (das kann an dieser Stelle ruhig wörtlich genommen werden) gleich beim ersten Anziehen eines Besseren belehrt. Die Folge ist, dass die 3 Euro DM-Stumpfhose fast immer am Ende ihres ersten Tages in den Mülleimer wandert. Spätestens an diesem Punkt schießt mir Muttis Spruch „Wer billig kauft, kauft doppelt!“ durch den Kopf und ich stelle wieder einmal fest, dass ich statt am nächsten Tag weitere 3 Euro zu investieren auch gleich 15 Euro für Kunert und Co. hätte ausgeben können. Das ist ärgerlich und vor allem vermeidbar! Ich bereue die Kaufentscheidung und nehme mir vor, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Meine Mutter hat mich geprägt, ohne Frage, das macht sie bis heute. Nicht nur, indem mir zunehmend entgegen wird, dass ich große Ähnlichkeit in Sein und Handeln zu ihr habe, auch scheinen sich bestimmte Verhaltensmuster, Ansichten und Vorlieben bei mir zu wiederholen. Konkret stelle ich fest, dass es Sprüche gibt, die sie mir gegenüber konsequent entgegnete und die sich immer wieder als wahre Lebensweisheit herausgestellt haben. Der Spruch „Wer billig kauft, kauft doppelt!“ erreichte beispielsweise einen solchen grundsätzlichen Status und wird von mir selbst, oftmals natürlich, wenn ich eine Kaufentscheidung bereue, heute schon fast selbstverständlich verwendet.
Eine Sparfüchsin oder Schäppchenjägerin war meine Mutter nie. Die Dinge, die sie sich und uns zulegte, mussten stets einem gewissen Qualitätsanspruch genügen. Sie fragte sich bei einer Kaufentscheidung oft, ob beispielsweise das Kleidungsstück sein Geld wert war oder man nicht viel besser mit der teureren Variante auch länger Freude daran hätte. Stutzig wurde sie, wenn etwas besonders günstig war, denn dann musste sie vermuten, dass es man nicht lange etwas davon haben kann. Denn Qualität hat schließlich seinen Preis und den bezahlte sie dann eben auch. Lieber einmal und dann hat sich die Sache auch geklärt.
Dass ich diese Haltung auch an den Tag lege, merke ich eigentlich seit vielen Jahren. Ich liebe es, mir schöne Dinge zuzulegen und mir Sachen wie überteuerte Kosmetik etc. zu gönnen. Dabei bin ich oft recht unvernünftig und denke wenig an die verbleibenden offenen Rechnungen. Aber das Gefühl passt für den Moment und ich kann mich jeden Tag auf’s Neue an den Errungenschaften erfreuen. Damit fahre ich ziemlich gut und habe lieber weniger als mehr, aber dafür oft länger etwas davon.
Ausnahmen bestätigen die „Regel“ im wahrsten Sinne des Wortes. Beispielsweise wusste ja schon beim Kauf der günstigen Strumpfhose, dass die Geschichte schnell enden wird. Letztlich bleibt so alles im Lot und meine Mutter sollte einmal wieder recht behalten.