#1 Was interessieren mich denn die Anderen!?

Ich halte diesen Spruch für einen Klassiker unter den Mutti-Sprüchen, weil er deutlich macht, dass ohne viel zu sagen (oder eben nur mal etwas zu „fragen“) ganz viel gemeint sein kann. In meiner Jugendzeit litt ich nicht besonders unter einem strengen Reglement meiner lieben Mutter, dennoch gab es immer wieder Situationen, in denen ich den Vergleich zu Anderen zog und diesen Spruch entgegen geschleudert bekam.

Ich erinnere mich an viele Situationen, in denen ich meiner Mutter erklären wollte, dass ich etwas unbedingt brauchte oder machen musste. In diesen Momenten gab es kaum etwas Wichtigeres. Oft machte sich schnell Verzweiflung breit. Eine Begründung, warum das unbedingt sein muss, waren zugegeben oft recht dünn. Letztlich endete es manchmal in verzweifelten Ausrufen bis Wutausbrüchen mit Fußstampfen und knallenden Türen. Aus dieser Verzweiflung griff ich mitunter zu einem bekannten Mittel und führte „die Anderen“ als Argument an, um von meiner Mutter die Erlaubnis zu bekommen und sie zu überzeugen, dass sie sich nur einreihen braucht. die Anderen
Je nach Situation und Wunsch wurden die „Anderen“ ersetzt durch eine gute Freundin. Am geeignetsten empfand ich eine Freundin, von der meine Mutter auch die Eltern kannte und mochte. Ich war mir meiner Sache oft sehr sicher, schließlich geben einem „die Anderen“ stets Orientierungen und helfen, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich wurde aber immer eines Besseren belehrt, denn meine Mutter interessierte sich nicht für die Anderen! Ich stellte erst viel später fest, dass sich meine Mutter in Erziehungsfragen, vor allem wenn es um Entscheidungen ging, nicht an „den Anderen“ orientieren wollte. Sie war richtiggehend beleidigt, wenn ich dieses Argument anbrachte. Und selbst wenn sie es dennoch getan hat, wollte sie es auf keinen Fall zugeben. Im Nachhinein betrachtet kann ich mich tatsächlich an sehr wenige Situation erinnern, die sie mir komplett verboten hat. Obwohl die Zeitvorstellungen, wann man von einer Party nachhause geht, unterschiedlich waren, einigten wir uns oft. Sie erlaubte mir viele Dinge und gab mir ausreichend Freiheiten. Aber eben nur, wenn sie diese Entscheidung selbst getroffen hat.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.